Unterkieferprotrusion für Sie erklärt:
Als Unterkieferprotrusion bezeichnet der informierte Befasste das Vorschieben des Unterkiefers nach vorne aus seiner normalen Stellung. Bei Kieferfehlstellung oder Zahnfehlstellung kann dies bereits angeboren sein. Im Kontext mit Zahnschienen wird die UKPR in der Regel mit Zahnschienen wie der Snoremender Zahnschiene in der Nacht beim Schlafen durchgeführt.
Anwendungsgebiete:
- Spezielle Zahnschienen wie die Snoremender Unterkieferprotrusionsschiene werden nachts dauerhaft getragen. Solche Unterkieferschienen werden im Volksmund auch Schnarchschienen, Schnarcherschienen, Anti-Schnarch-Schienen oder von besser informierten meist MAD = Mandibular Advancement Device genannt.
- Zahn- oder Kiefermedizinische Operationen, wenn spezielle, z.B. orthopädische Probleme bestehen.
Unterschied:
Man unterscheidet daher zwischen ener zeitlich begrenzten Protrusion, z. B. nur nachts wie bei der Snoremender Zahnschiene und fortwährender Umstellung des Kiefers z. B. durch eoperative Maßnahmen.
Auf was sollte geachtet werden:
Besonders wenn man Zahnschienen ohne zahnärztliche Überwachung über sehr lange Zeit benutzt kann es zu Veränderungen kommen:
Veränderungen an der Zahnstellung
Ohne eine geeignete Druckverteilungstechnologie, wie sie bspw. beim Snormender besteht, kann es zu einer Vorverlagerung der unteren Schneidezähne kommen.
Beeinflussung des Kiefergelenks
Bei dauerhafter Anwendung kann die Anwendung von UTPS zu Kiefergelenksschmerzen kommen. Auch von knackenden Geräuschen beim Kauen wurde berichtet.
Regelmäßige Kontrollen nötig
Anwender von Zahnschienen zur Vorverlagerung des Unterkiefers sollten regelmäßig beim Zahnarzt vorstellig werden um auch leichte, schleichende Vränderungen rechtzeitig zu erkennen und ggf. Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Wirkung der Unter-kieferprotrusion
Eine zeitlich begrenzte, nächtliche Unterkieferprotrusion wie sie beispielsweise mit der Snoremender Zahnschiene stattfindet, dient insbesondere drei gewünschten Folgen einer sogenannten Vorverlagerung des Unterkiefers.
Der Betroffene kann wieder besser atmen
Durch Vorverlagerung des Unterkiefers wird hinten im Rachen etwas mehr Platz geschaffen, um eine freiere Atmung zu erreichen.
Positiver Effekt bei Schlafapnoe
Gerade in den letzten Jahren setzen Schlafmediziner vermehrt auf eine Unterkieferprotrusion bei Schlafapnoe als Alternative zu der "Holzhammermethode" einer nächtlichen Beatmungstherapie. Oft können die bei Schlafapnoe auftretenden Atemaussetzer hierdurch in einen unkritischen Bereich gebracht werden, ohne dass weitere Maßnahmen erforderlich wären.
Verminderung von Schnarchen
Dadurch, dass mittels der Vorverlagerung des Unterkieders im Rachenraum etwas mehr Platz geschaffen wird, verändert sich das Fließverhalten der Atemluft.
Dort wo diese vorher durch die Engstelle zwischen Rachenwand und Zungengrund hindurchgepresst werden musste, was zu lauten Vibrationen führt (eben Schnarchen), kann die Atemluft mit einer Schnarchschiene wieder laminar und stressfrei "veratmet" werden. Die durch die frühere Engstelle verursachten Atemgeräusche werden leiser oder verschwinden ganz.
Die Lebensqualität steigt
Egal ob in Bezug auf das eliminierte Schnarchen oder die Beseitigung einer opstruktiven Schlafapnoe hat die Unterkieferprotrusion sehr positive Effekte auf die Lebensqualität der Betroffenen und deren Partner.
Regelungen und Leistungen im Zusammenhang mit UKPS
Seit 01.01.2022 gehört die Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS) unter bestimmten Voraussetzungen als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Seit 2022 werden Unterkieferprotrusionsschienen auch im Katalog der Krankenkassen unter den Ziffern UP1 bis UP6 aufgeführt.
Nun ist es jedoch mitnichten so, dass jeder schnell mal eine Unterkieferschiene verordnet und bezahlt bekommen kann. Vielmehr ist dies an etliche zingende Voraussetzungen gebunden.
So muss z.B. eine Schlafapnoe diagnostiziert worden sein und die Behandlung mittels CPAP Maschiene nicht durchgeführt werden können. Auch betrifft dies nicht die privat gekauften Zahnschienen im Markt, sondern ist an individuell durch den Zahnarzt (meist mit Zusatzausbildung in der Schlafmedizin) gebunden.
Fazit
Unterkieferprotrusion bezeichnet also das Vorschieben des Unterkiefers beim Menschen. Medizinisch kann dies in bestimmten Fällen, z.B. bei obstruktiver Schlafapnoe oder sehr störendem Schnarchen sehr hilfreich sein, weil es die Atemwege im Schlaf offen halten kann. Aber es bringt auch immer die Gefahr von Nebenwirkungen wie Zahn- und Kiefergelenkveränderungen mit sich, besonders bei langfristiger Anwendung.
Ob eine UKPS Sinn macht, muss also immer individuell beurteilt werden und bezieht Dinge wie den Schweregrad einer möglichen obstruktiven Schlafapnoe, etwaige Atemprobleme, anatomische Voraussetzungen, Kieferform, Zahnstellung, das Vorhanden sein eines (Teil-)Gebiss, sowie die Bereitschaft, mittelfristig mit möglichen Nebenwirkungen umzugehen.
Jedenfalls sind regelmäßige Zahnärztliche Kontollen unabdingbar.
Was es noch darüber zu wissen gibt:
Alternativen zur UKPS
Nicht jeder ist davon zu überzeugen, die ganze Nacht einen Fremdkörper im Mund zu tragen. Besonders bei Lage bezogenen Atemereignissen können Unterkieferprotrusionsschienen schnell an ihre Grenzen stoßen, bzw. müssten einen so erheblichen Vorschub leisten, dass die Nebenwirkungen den Nutzen übersteigen können. Es gibt einige mögliche Alternativen.
CPAP Therapie mit (Überdruck-) Atemmaske
Die Leitlinie Schlaf als Leitfaden für Schlafmediziner sieht seit Jahrzehten die nächtliche CPAP Terapie bei obsrtuktiever, also durch Engstellen hervorgerufene Schlafapnoe vor.
Hierbei wird dem Betroffenen über eine Atemmaske oder Nasenoliven Druckluft in die oberen Atemwege gepresst um das Gewebe offen zu halten und am Kollabieren zu hindern.
Da die damit einhergehenden Probleme vielfältig sind (Luftleckagen, Bindehautentzündungen, Lärm, Maske auf dem Gesicht, Gefühl aufgeblasen zu werden, Luft in der Luftröhre, Druckstellen, Kondenzwasser im Schlauch, Tockenheitsgefühl etc.) kommen heute immer öfter alternative Methoden zur Anwendung.
Lageveränderung im Schlaf - Positionierungstherapie
Da bei einem Großteil der Betroffenen die Atemereignisse ausschließlich oder überwiegend beim Schlafen in Rückenlage auftreten, setzt sich bei aufgeschlossenen Schlafmedizinern immer häufiger die Anwendung von sogenannten Rückenlageverhinderungsprodukten durch.
Hierbei trägt der Schlafende ein T-Shirt, eine Weste, ein Rucksach oder eine Bandage mit einem daran angebrachten Rückenpolster.
Dieses verhindert, dass der Schlafende sich im Schlaf auf den Rücken legt. Da die Ereignisse nur oder fast nur in Rückenlage auftreten, ist die logische Folge des Verhinderns eben dieser Rückenlage, dass die entsprechenden Atemereignisse auftreten können.
Bemerkenswert ist, dass trotz dieser offensichtlich logischen Konsequenz und der mittlerweile ärztlich anerkannten Wirkung solche vergleichsweise preiswerten Rückenlageprodukte in der Regel nicht von der Kasse übernommen werden, obwohl bei dieser Methode praktisch keine Nebenwirkungen auftreten, zumal es sich um eine zeitlich begrenzte Lagetherapie handelt. Nachdem der schlafende sich das Schlafen in Seitenlage abgewöhnt hat, ist meist keine weitere Therapie nötig.
Wann diese enorme Kostenersparniss jedoch auch bei den Kassen "ankommt", bleibt abzuwarten.
Gewichtsreduktion, Lebensstiländerungen
Die einfachste Methode bei moderaten Atemereignissen diese zu verbessern ist jedoch eine Gewichtsreduktion und ein gesunder Lebensstiel. Dies wirkt sich positiv auf die Gewebespannung un den Gewebedruck der oberen Atemwege aus, was alleine schon in vielen Fällen ausreicht, die Problematik zu elliminieren.
Allerdings sind hierfür Disziplin und die Einsicht wichtig, dass diese Maßnahmen ebenso zum Erfolg führen können, wie medizinische oder therapeutische Maßnahmen.